St. Galler Tagblatt, Medienmitteilung zur Probe
Rorschach: 16. September 2009, 01:03
Kolumbanschor im Händel-Fieber
Vor
250 Jahren verstarb mit Georg Friedrich Händel einer der grössten
Komponisten des Barock. In Erinnerung an ihn bringt der Kolumbanschor,
vom Orchester begleitet, am kommenden Samstag ein Händel-Programm zur
Aufführung.
Corina Tobler
RORSCHACH.
Hallelujah. Das eine Wort wiederholt sich unzählige Male, immer lauter
und drängender, bis der Gesang aus rund siebzig Kehlen zum Forte
anschwillt. «Stop, ihr müsst das viel deutlicher aussprechen»,
unterbricht Chorleiter Franz Pfab plötzlich das wohl berühmteste Stück
aus Georg Friedrich Händels Meisterwerk «Messiah».
Händel statt Haydn
Aufmerksam hören die Sängerinnen und Sänger im Notkersaal des
Zentrums St. Kolumban ihrem Dirigenten zu und versuchen, seine
Anweisungen sofort umzusetzen.
Viel Zeit bleibt dem Chor schliesslich nicht
mehr, sich für seinen grossen Auftritt vorzubereiten. Dieser wartet am
Samstag mit dem Konzert in der Kolumbanskirche. Auf dem Programm stehen
ausschliesslich Werke von Händel. «Man hört zurzeit überall von Haydn
und Mendelssohn, die ja vor 200 Jahren verstorben beziehungsweise
geboren sind. Daneben wird ganz vergessen, dass 2009 auch ein
Händel-Jahr ist», sagt Franz Pfab. Deshalb hat der Kolumbanschor sein
Konzert der Musik des barocken Komponisten gewidmet.
Chor ist Hauptdarsteller
Mit dem samstäglichen Auftritt geht ein halbjähriges Grossprojekt
für den Chor zu Ende. Bereits im Januar haben die Proben begonnen und
seither sind die rund fünfzig ständigen Chormitglieder und etwa zwanzig
dazugekommene Projektsänger im Händel-Fieber. «Wir nehmen alle zwei bis
drei Jahre ein solches Projekt in Angriff, mit dem Ziel, den Chor einer
breiteren Öffentlichkeit zu präsentieren. Mit hochstehender Musik aus
Klassik oder Barock wollen wir jeweils für einmal auch Leute in die
Kirche locken, die normalerweise nicht hingehen», erklärt Pfab.
Die Werkauswahl aus der Fülle von Händels Schaffen geschah bewusst
so, dass der Chor am Konzert die Hauptrolle spielt. «Wir singen unter
anderem die Coronation Anthems 1 bis 4. Diese Hymnen auf der Basis von
Psalmen hat Händel zur Krönungsfeier von König George II von England
komponiert.» Ebenfalls auf dem anspruchsvollen Programm, das bis zu
siebenstimmige Gesangsstellen enthält, steht das Laudate Pueri HWV 237,
bei dem die St. Galler Sopranistin Susanne Frei als Solistin mitwirkt.
«Sie hat mich bei einem Bach-Konzert so überzeugt, dass ich sie gleich
angefragt habe», sagt Pfab.
Orgel wird revidiert
Verstärkt wird der Chor während des ganzen Konzerts durch das
Kolumbansorchester, das beim Orgelkonzert in F-Dur mit Organist Berni
Bischof als Solist sein Können unter Beweis stellen kann. Bischof wird
allerdings nicht auf der grossen Kirchenorgel, sondern auf einem
Ersatzinstrument spielen.
«Die Orgel wird zurzeit revidiert und sollte Ende Oktober in neuer
Frische erklingen. Dem Konzert wird das aber keinen Abbruch tun», sagt
Pfab, ehe er sich wieder seinem Chor zuwendet, um der zweiten
Krönungshymne noch den letzten Schliff zu geben.
Händel-Konzert: Samstag, 19. September, 20 Uhr, Kolumbanskirche Rorschach, Eintritt frei
Stichwort
Georg Friedrich Händel (1685–1759)
Der
deutsche Wahl-Engländer Georg Friedrich Händel war neben Johann
Sebastian Bach einer der prägendsten Komponisten des Barock. Seine
Werke umfassen von zahlreichen Opern über Oratorien bis hin zu
Kammermusik alle Gattungen. Sein wohl bekanntestes Werk ist das
Oratorium «Messiah». (cot)
St. Galler Tagblatt, Kritik
Rorschach: 21. September 2009, 01:00
Stehende Ovation für 3. Chorprojekt
In
der Rorschacher St. Kolumbanskirche wurde am Samstagabend ein
hochstehendes Programm mit Werken von Georg Friedrich Händel zu dessen
250. Todestag aufgeführt.
Theodor Looser
RORSCHACH.
Das Chorprojekt des Kolumban-Chores, begleitet vom Kolumban-Orchester,
war bereits das dritte dieser Art. In der mit Besuchern gut gefüllten
Kirche herrschte am Samstag eine erwartungsvolle Atmosphäre, als die
Sängerinnen und Sänger des Kolumban-Chors und die Orchestermitglieder
ihre Plätze einnahmen. Roland Schegg, der zusammen mit Meinrad
Bischofberger das Projekt leitete, begrüsste die Zuhörer und dankte den
Helfern, die dieses Konzert ermöglicht hatten.
Solistische Meisterleistung
Im ersten Stück «Laudate Pueri» sang sich Solistin Susanne Frei mit
einer grossartigen Leistung in die Herzen der Zuhörer. Im Konzert für
Orgel und Orchester konnte Organist Berni Bischof mit dem Orchester um
die Gunst des Publikums wetteifern. Diese rein instrumentale Musik
passte auflockernd zwischen die beiden Chorwerke. Als Hauptwerk des
Abends wurden die «Coronation Anthems» gesungen und gespielt. Georg
Friedrich Händel hatte sie 1727 im Auftrag des britischen Königs Georg
II. zu dessen Krönung komponiert. Die vier Teile «Zadok the Priest»,
«Let thy Hand be strengthened», «The King shall rejoice» und «My heart
is inditing» wurden fast unterbruchslos hintereinander aufgeführt.
Bunt durchmischtes Publikum
Den ganzen Abend konnte man ein präzise spielendes Orchester
bewundern, das dem Chor in seinen schwierigen Partien ein zuverlässiger
Partner war. Das mit Zuhörern aller Altersgruppen gemischte Publikum
verfolgte fachmännisch und mit grosser Anteilnahme das
aussergewöhnliche Projekt und belohnte alle Beteiligten, insbesondere
Dirigent Franz Pfab, mit stehender Ovation.